Berlin: Sieben Lebenswelten - eine Metropole


Berliner fühlen sich nicht nur Berlin, sondern auch ihrem Wohnviertel zugehörig. Die Hertie-Berlin-Studie verortet die Heterogenität der Stadt anhand von sieben Lebenswelten. Nicht immer lassen sich die Grenzen ganz genau festlegen und manche Lebenswelt schließt kleinere, eher untypische Enklaven ein - insofern ist die Einteilung der Lebenswelten als Annäherung zu verstehen. Die Kreativquartiere der „neuen Mitte“ (vor allem Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg mit deren Randgebieten) haben einen hohen Zuzug durch Künstler und Kulturleute, Kreative, Aufsteiger, Studenten und Einwanderer aus reicheren Ländern mit einer innovativen und risikofreudigen Mentalität. Zwar materiell noch nicht so etabliert wie die Berliner Statusgebiete, herrschen hier dennoch besonders hohe Urbanität und die höchste Zufriedenheit mit der Stadt; hier wird Berlin besonders engagiert als Wohnort empfohlen.

Anders sieht es in der „proletarisch“ verbliebenen westlichen Mitte mit ihren Migrationsquartieren aus, vor allem in Wedding, Teilen von Tiergarten und Neukölln/Innen-stadt - Stadtteilen, die einen hohen Prozentsatz an Migranten, Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern haben. Hier ist Berlin wirklich arm, und man sieht es. Dennoch ist die Zufriedenheit vergleichsweise hoch. Eine ganz andere Lebenswelt ist die einstmals für die loyale DDR-Mittelschicht zum großen Teil auf der grünen Wiese erbaute Ost-Berliner Plattenbaukultur mit ihren Schwerpunkten in Lichtenberg, Hohenschönhausen, Marzahn und Hellersdorf. Bausubstanz und Außenanlagen sind zwar weitgehend renoviert. Dennoch gibt es vermehrt materielle Probleme, wenn auch nicht so ausgeprägt wie in den Migrationsquartieren. Junge Familien schätzen das günstige Preisniveau, auch wenn sie dafür auf Urbanität verzichten müssen. Osteuropäische Zuwanderer siedeln sich zunehmend an.

Eher klassisch-kleinbürgerlich geprägt und relativ statushoch sind größere Ost-Berliner Gebiete in Pankow, Weißensee, Köpenick und Treptow - in der Hertie-Berlin-Studie als Grüner Ring Ost bezeichnet. Hier leben viele Alteingesessene, Selbstständige und Handwerker, gut verdienende Angestellte und gut situierte Rentner. Migranten gibt es kaum. Behagliches Wohlgefühl im Grünen kombiniert sich mit einer eher konservativen Mentalität. Das ebenfalls kleinbürgerlich geprägte Berlin Nord-West umfasst im Norden Berlins Reinickendorf und im Westen Spandau. Zwar gibt es auch hier statushohe grüne Siedlungen, es überwiegen jedoch die abstiegsgefährdete, bescheidener situierte Mittelschicht sowie aufstiegsorientierte Migranten. In Berlin Nord-West ist unter allen Lebenswelten die deutlichste emotionale Distanz zu Berlin zu erkennen.

Berlin Süd (u. a. Schöneberg, Tempelhof, Friedenau, Steglitz, südlicher Bezirk Neukölln) ist die bevölkerungsreichste und dem Durchschnittsalter nach die älteste der Lebenswelten. Kleinbürgerlich geprägt, zeigen sich hier bei den Befragungen die wenigsten Auffälligkeiten - hier lebt gleichsam der behagliche Berliner Durchschnitt. Lebenslage und Lebensgefühl von Berlin Süd nähern sich in Richtung Westen den alten und neuen Bürgerlichen Statusgebieten Berlins in Charlottenburg, Wilmersdorf und Zehlendorf an. Diese Gebiete verbinden ein hohes Wohlstandsniveau mit liberal-konservativer Bürgerlichkeit und Weltoffenheit. Die Zufriedenheit mit Berlin ist hier nach den Kreativquartieren am zweithöchsten. nach oben Zur Übersicht

Ausführliche Zusammenfassung


Eine ausführlichere Zusammenfassung der Studie finden Sie hier.